Aus dem Leben einer Hundetrainerin: Warum Hundetraining seinen Preis hat

Aus dem Leben einer Hundetrainerin*: Warum Hundetraining seinen Preis hat

Schon seit langer Zeit wollte ich diesen Blogartikel schreiben, um meinen Kunden und all den Hundemenschen da draußen aufzuzeigen, wie vielfältig doch der Beruf eines Hundetrainers ist. Wer im Bereich der Hundeausbildung arbeiten möchte, hat zahlreiche Aufgaben zu erledigen und diverse Auflagen zu erfüllen.

Was also umfasst der Beruf eines Hundetrainers? Zur Beantwortung dieser Frage möchte ich gerne auf folgende Punkte näher eingehen:

  1. Wie werde ich Hundetrainerin?
  2. Welche Aufgaben muss ein Hundetrainer erfüllen?
  3. Warum ist Hundetraining mittlerweile recht kostspielig geworden?

 

  1. Wie werde ich Hundetrainer?

Für Menschen, die sich für Hunde im Besonderen oder Tiere im Allgemeinen begeistern, ist oft der Beruf als Hundetrainer – DER TRAUMBERUF – schlechthin. Die Berufsbezeichnung Hundetrainer ist rechtlich nicht geschützt. Daher nennen sich manche auch Verhaltensberater, Hundepsychologen, Mensch-Hunde-Coach oder Hundeerzieher. Der Kreativität sind da keine Grenzen gesetzt. Bis 2014 durfte jeder zum Gewerbeamt gehen, ein Gewerbe anmelden und Hunde, gegebenenfalls auch ohne jegliche Qualifikation und Berufserfahrung, ausbilden. Seit 2014 gibt es eine Gesetzesänderung und der § 11 Abs. Nr. 8 f Tierschutzgesetz fordert von jedem, der Hunde ausbilden oder deren Ausbildung anleiten möchte, eine Erlaubnis. Aus meiner Sicht ist dieses genau der richtige Weg, denn ein Hund ist ein soziales Lebewesen und daran sollten keine unerfahrenen oder unqualifizierten Menschen „Herumdoktern“ dürfen. Warum Hundevereine von dieser Regelung ausgeschlossen sind und keinen Qualitätsnachweis benötigen, ist mir ein Rätsel.

Weiterhin gibt es leider keine bundeseinheitliche Regelung für die Überprüfung der Sachkunde eines Hundetrainers durch die zuständigen Veterinärämter. Es gibt also Bundesländer und auch Kreisbezirke, in denen ein Anruf beim örtlichen Veterinäramt genügte und der Trainer hatte deren Erlaubnis in der Tasche. Tja, und in anderen Bundesländern oder Kreisbezirken kam leider das Gefühl auf, dass einem Hundetrainer unendlich viele Steine in den Weg gelegt wurden. Jeder Amtsveterinär konnte sich seinerzeit überlegen, welche Kriterien erfüllt sein müssen, um die Erlaubnis, weiter Hunde ausbilden zu dürfen, zu erhalten. Hier bei mir in Soest (NRW) gab es eine anspruchsvolle Prüfung bestehend aus einem praktischen sowie einem schriftlichen Teil. Darüber hinaus müssen regelmäßige Fort- und Weiterbildungen nachgewiesen werden. Die Kosten für die Erlaubnis weichen ebenso wie die Zugangsvoraussetzungen bereits auf lokaler Ebene von Kreis zu Kreis drastisch ab.

Solltest du also Hundetrainer/in werden wollen, richte deinen ersten Anruf an dein Veterinäramt vor Ort. Dort erhältst du eine konkrete Aussage über die lokalen Zugangsvoraussetzungen und Kosten, statt nicht zielführender Allgemeininformationen aus einer eigenen Google-Suche.

 

  1. Welche Aufgaben muss ein Hundetrainer erfüllen?

Der Beruf eines Hundetrainers ist so vielfältig, dass es wirklich nie langweilig wird. Hier erhältst du einen Überblick über einen Ausschnitt meiner täglichen Aufgaben, von denen das eigentliche Hundetraining nur einen kleinen Teil darstellt.

  • Platzwartin: Wenn wir Trainer einen eigenen Hundeplatz betreiben, gehören die Pflege und die Instandhaltung eines Hundeplatzes dazu. Konkret beinhaltet dieses, den Rasen zu mähen, zu vertikutieren und nachzusähen sowie Hecken schneiden, Maulwurfslöcher schließen, Hundekot aufzusammeln u.v.m.
  • Hausmeisterin, heutzutage auch gerne Facility Manager genannt: So ein Facility Manager baut und repariert die Trainingsgeräte, fegt den Vorplatz, tauscht Leuchtmittel von defekten Flutlichtstrahlern aus und bringt den Hundeplatz so regelmäßig wieder auf Vordermann.
  • Bürokauffrau: Sie übernimmt die Terminplanung, telefoniert mit Kunden, beantwortet E-Mails und WhatsApp-Nachrichten, legt Neukunden an und sorgt für eine rechtssichere Datenspeicherung.
  • Buchhalterin und Steuerfachangestellte: Buchhaltungstätigkeiten wie Rechnungen schreiben, Zahlungseingänge nachhalten, erhaltene Rechnungen begleichen, mit dem Steuerberater und dem Finanzamt korrespondieren.
  • Autoaufbereiterin: Da wir Hundetrainer nicht nur bei schönem Wetter draußen sind und manchmal zugehaart, zugesabbert oder mehrfach am Tag klitschnass ein- und aussteigen, ist es notwendig, regelmäßig das Fahrzeug zu pflegen.
  • Waschfrau: Hundetraining macht schmutzig. Es sorgt für matschige Schuhe, unsere Hosen sind regelmäßig mit Pfotenabdrücken übersät und die Jacken zieren weiße Sabberfäden. Die Sachen werden gewaschen, getrocknet und weiter geht’s!
  • Social Media Managerin: Pflege von Social-Media-Kanälen wie Facebook, Instagram, Twitter oder auch der Dogorama App. Hinzu kommt die regelmäßige Aktualisierung der eigenen Homepage sowie das Schalten von Werbung.
  • Texterin: Blogbeiträge schreiben (so wie dieser hier) und Unterlagen für die Kunden erstellen.
  • Meteorologin: Also das Wetter über eine Glaskugel äußerst präzise vorhersagen. Ist es zu heiß, zu kalt oder doch zu windig? Ja! Dann bedeutet dieses, alle vereinbarten Termine – ob Einzel- oder Gruppenstunden – neu zu planen, umzubuchen und so das Unmögliche möglich zu machen.
  • Dozentin: Seminare vorbereiten, durchführen und vor Gruppen sprechen.
  • Schülerin: Unsere Welt dreht sich immer weiter. Das erfordert lebenslanges Lernen, wozu ich als Hundetrainerin regelmäßig Seminare besuche. Nur so kann ich meinen Kunden eine Trainingsleistung stets auf der Höhe der Zeit anbieten.
  • Jongleurin: Versuchen, Berufliches und Privates bestmöglich zu trennen und trotzdem niemanden zu vergraulen. „Ich habe mal nur kurz eine Frage“, heißt es zum Beispiel, wenn wir Trainer in unserer kurzen Mittagspause etwas zu essen im Supermarkt kaufen und uns jemand über den Weg läuft, der uns kennt. Ja, wir Hundetrainer haben unsere Leidenschaft zum Beruf gemacht. Doch trotzdem ist es ein Job, in dem auch wir unsere innere Work-Life-Balance finden müssen. Also muss es auch Zeiten fernab vom Hundetraining geben, was nicht immer ganz so einfach ist.
  • Tierarzthelferin: Ist ein Hund bspw. in eine Scherbe getreten oder eine Zecke wurde nicht mit ganzem Körper gezogen, sind wir häufig erster Ansprechpartner und beraten bei leichten Wehwehchen.
  • Eheberaterin: Was das mit Hundetraining zu tun hat? Für viele ist ein Hund wie ein Kind und wenn es um die Hundeerziehung geht, sind die Meinungen zwischen den Eheleuten häufig meilenweit voneinander entfernt. Als Hundetrainer sind wir das Bindeglied zwischen den Eheleuten, versuchen zu schlichten, zu vermitteln und so beide Parteien auf einen Nenner zu bringen.
  • Und „last but not least“ – Hundetrainerin: Einzeltrainings auf dem Hundeplatz oder am vereinbarten Treffpunkt, Privatstunden beim Kunden zu Hause, Gruppentraining, Vorbereitung auf eine Verhaltensprüfung bzw. einen Wesenstest, Beratung vor dem Hundekauf, Sachkundeprüfungen abnehmen, Züchter bei ihren Würfen begleiten v.m.

Ja, ALLES DAS ist Hundetraining. Die eigentliche „Arbeit“ mit dem Hund ist also nur ein klitzekleiner Teil unserer täglichen Aufgaben. Um im Hundetraining langfristig erfolgreich sein zu können, muss ein Hundetrainer möglichst alle oben aufgeführten Aufgaben im Blick haben. Was bringt es, wenn ein Trainer zwar technisch, also in den Lerntheorien, super gut aufgestellt ist, aber es den Hundekunden nicht vermitteln kann? Oder wie wäre es, wenn ein Trainer zwar Kunden hervorragend beraten kann, aber seine Buchhaltung außer Acht lässt? Kurzfristig mag sich ein Kunde über eine vergessene Rechnung freuen. Meldet ein Hundetrainer jedoch eines Tages Insolvenz an, muss sich ein Kunde leider auf die Suche nach einem neuen Hundetrainer begeben.

 

  1. Warum ist Hundetraining mittlerweile recht kostspielig geworden?

Hochwertiges Hundetraining hat mittlerweile seinen Preis. Vergleiche daher nicht Äpfel mit Birnen und schaue dir die Qualifikationen, Weiterbildungen und Erfahrungen deines Trainers oder deiner Trainerin genau an. Für 60 Minuten Einzeltraining zahlst du mittlerweile gut 60,- € bis 120,- €. Doch was beinhaltet dieser Preis eigentlich?

Dein Hundetrainer muss seinen Stundenlohn so berechnen, dass damit folgende Kosten abgedeckt sind:

  • Grundausbildung des Hundetrainers
  • Genehmigungskosten des Veterinäramtes
  • Regelmäßige Weiterbildungen bei namhaften Dozenten inkl. Fahrt- und Übernachtungskosten sowie finanzielle Ausfälle, weil an den Tagen der Weiterbildung die eigene Hundeschule geschlossen bleibt
  • Betriebshaftpflichtversicherung
  • Unfallsversicherung
  • Rechtschutzversicherung
  • Berufsunfähigkeitsversicherung
  • Arbeitslosenversicherung
  • Kranken- und Pflegeversicherung
  • Finanzielle Rücklagen für die Rentenzeit
  • Eventuell Kosten der Anschaffung, Versicherung, Steuern und Instandhaltung eines separaten Betriebsfahrzeug
  • Fahrtzeit zum Kunden hin und zurück (mit den Anfahrtskoten sind in der Regel nur die Verschleiß- und Tankkosten berücksichtigt, nicht aber die Fahrtzeit).
  • Benötigte Trainingsmaterialen wie Leinen, Klicker, Maulkörbe usw.
  • Eventuell laufende Kosten für Berufsverbände
  • IHK-Beiträge
  • Lebenshaltungskosten inkl. Verdienstausfälle an Urlaubstagen
  • Laufende Ausgaben für Werbung und Webhosting: Ja, auch das zahlt unterm Strich der Kunde mit. Denn wie soll ein Kunde eine Hundeschule finden, wenn sie keine Werbung schaltet, nicht in Google zu finden ist und keine Homepage hat? Früher konnte man einmal eine Homepage kostengünstig erstellen und diese jahrelang so belassen. Mittlerweile gibt es z.B. immer wieder neue rechtliche Grundlagen (Datenschutz, Cookies, Google Fonts) die uns dazu zwingen, viel Geld in die Hand zu nehmen, um die Homepage auf dem „rechtlich neusten Stand“ zu halten.
  • Buchhaltung, damit sind sowohl die Kosten für einen Steuerberater als auch die eigene unbezahlte Zeit für Buchhaltungstätigkeiten im Büro gemeint.
  • Vor- und Nachbereitungszeit: Ein guter Hundetrainer nimmt sich nach deiner Trainingsstunde die Zeit, das mit dir besprochene und Erlernte zu protokollieren. So hält er nach welchen Trainingsstand ihr bislang gemeinsam erreicht habt, was es eventuell zu berücksichtigen gibt und was eure nächsten Ziele sind.
  • Erreichbarkeit nach einer Trainingsstunde: Manche Hundetrainer lassen sich mittlerweile die Zeit für telefonische Rückfragen bezahlen. Verstehen kann ich es, denn die Nachbetreuung hat in den letzten Jahren stark zugenommen. Manche Trainer haben auch gar kein WhatsApp mehr, weil die Beantwortung „kurzer Rückfragen“ in Form von durchaus 15minütigen Sprachnachrichten sehr zeitraubend und letztendlich unbezahlt ist.
  • Unterhalt eines Hundeplatzes:
    • Pachtgebühren für das Grundstück
    • Anschaffungen für einen Hundeplatz wie z.B. Flutlicht, Zäune und eine Unterstellhütte
    • Trainingsgeräte kaufen, pflegen und bei Bedarf erneuern
    • Grundstückspflege
    • Stromkosten für z.B. das Flutlicht
    • Wasserkosten
    • Müllabfuhr
    • Versicherung
  • …und nicht zu vergessen, das ist der größte Posten: Die lieben Steuern. Hier gibt es einmal die Mehrwertsteuer, die Einkommensteuer und die Gewerbesteuer. Ist ein Hundetrainer nicht als Kleinunternehmer tätig, muss er für jede Rechnung schon mal pauschal 19% Mehrwertsteuer abführen. Je nach Familienstand fallen zusätzlich ca. 30% Einkommenssteuer an und je nach Umsatz und Region auch eine Gewerbesteuer. Viele vergessen also, dass von beispielsweise 80,- € Stundenlohn bereits ca. 40,- € Steuern abgeführt werden müssen.

Wie du also siehst, bezahlst du deinen Hundetrainer nicht nur für die Zeit, die er bei deinem Hund und dir vor Ort ist, sondern auch die Zeit für seine Anfahrt, seine Vor- und Nachbereitungszeit im Büro. Er steht dir außerdem für Rückfragen zur Verfügung und geht in besonderen Situationen, wenn z.B. dein Hund erkrankt ist, auch außerhalb der Öffnungszeiten an das Telefon.

Jetzt entscheidest du, welchen Hundetrainer oder welcher Hundetrainerin du deinem Hund anvertraust und was dir dieses Gesamtpaket wert ist.

Deine Caroline
Anerkannte Sachverständige und sachverständigen Stelle nach dem LHundG NRW

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